(code zum thema noreblog : ausnahme bestätigendes regel-event)
“Erst die Blindheit des Antisemitismus, seine Intentionslosigkeit, verleiht der Erklärung, er sei ein Ventil, ihr Maß an Wahrheit. Die Wut entlädt sich auf den, der auffällt ohne Schutz. Und wie die Opfer untereinander auswechselbar sind, je nach der Konstellation: Vagabunden, Juden, Protestanten, Katholiken, kann jedes von ihnen anstelle der Mörder treten, in derselben blinden Lust des Totschlags, sobald es als die Norm sich mächtig fühlt. Es gibt keinen genuinen Antisemitismus, gewiß keine geborenen Antisemiten. Die Erwachsenen, denen der Ruf nach Judenblut zur zweiten Natur geworden ist, wissen so wenig warum, wie die Jugend, die es vergießen soll. Die hohen Auftraggeber freilich, die es wissen, hassen die Juden nicht und lieben nicht die Gefolgschaft. Diese aber, die weder ökonomisch noch sexuell auf ihre Kosten kommt, haßt ohne Ende; sie will keine Entspannung dulden, weil sie keine Erfüllung kennt. So ist es in der Tat eine Art dynamischer Idealismus, der die organisierten Raubmörder beseelt. Sie ziehen aus, um zu plündern, und machen eine großartige Ideologie dazu, faseln von der Rettung der Familie, des Vaterlandes, der Menschheit. Da sie aber die Geprellten bleiben, was sie freilich insgeheim schon ahnten, fällt schließlich ihr erbärmliches rationales Motiv, der Raub, dem die Rationalisierung dienen sollte, ganz fort und diese wird ehrlich wider Willen. Der unerhellte Trieb, dem sie von Anfang an verwandter war als der Vernunft, ergreift von ihnen ganz Besitz. Die rationale Insel wird überschwemmt, und die Verzweifelten erscheinen einzig noch als die Verteidiger der Wahrheit, als die Erneuerer der Erde, die auch den letzten Winkel noch reformieren müssen. Alles Lebendige wird zum Material ihrer scheußlichen Pflicht, der keine Neigung mehr Eintrag tut. Die Tat wird wirklich autonomer Selbstzweck, sie bemäntelt ihre eigene Zwecklosigkeit. Immer ruft der Antisemitismus erst noch zu ganzer Arbeit auf. Zwischen Antisemitismus und Totalität bestand von Anbeginn der innigste Zusammenhang. Blindheit erfaßt alles, weil sie nichts begreift.”
Romantik als Rettung
Buch über Sexualität (postmortem?)
AT: „Ich fickte Mme. Tourette“, je suis fucking daisolée!
(...alles nur Buchstaben...)
-das buch des schimpfens
-das buch meines schimpfens
-das buch meines fluchens
ungefilterte zeitgenössische männerphantasien...:-
:der untergang des patriarchats!
eine befleckung, eine beschämung!
es kann nichts peinlich genug sein!
EINE BEFRUCHTUNG
Ich habe lange nichts mehr von mir gegeben, in diesem blog, da ich noch andere texte anderer längen verfasse, für“später einmal“, wie Frederick die Maus, erschienen in meinem Geburtsjahr letztes Jahrhundert, in einer meiner Lieblingskindergeschichten, in der eine stigmatisierte Maus Immaterielles sammelt(ich sagte es bereits früher in diesem blog, s. meine Kugelschreiberclipsammlung), anstatt zu funktionieren und in der Gesellschaft einen lohnenden und beLohnten Platz einzunehmen.
Heute glüht in mir eine Wonne der Erinnerung, von der ich oft und schon lange zehre und versuche, gleich Frederick der Maus, sie, wenn auch clandestin, diplomatisch und hier anonym, Anderen mitzuteilen.
Ich erzähle bei Gelegenheit vom Stroboskopgewitter der erwachenden, ignoranten Disco-Partykultur der Achtziger an der Kieler Goldküste, von den ersten Kieskuhlenparties der GOA-Szene in Norddeutschland(Sylt, Sprötze), vom fetten, beatberstenden Acidschuppen in Christiania Anfang der Neunziger und natürlich vom ewigen, treuen und vor Pisse und Kotze glitzernden Hamburger Kiez, über den ich oft auf dem Zahnfleisch gekrochen bin, ohne es(heute, haha!) zu bereuen und hinterlasse, glaube ich, manchmal ratlose, irritierte Gesichter, weil man eigentlich nur über das Wetter(oder über Konsum) reden wollte.
Auch hier ist Moral wandelbar und immer eine Qualität der Deutungshoheit von Funktionseliten des Kapuitalismaus, am Arsch.
Also, Jugend (bis 30 !?): Feiert Eure Parties nicht zu kurz und nicht zu knapp, womit Ihr wollt, scheisst auf die Lärmempfindlichen und lasst Euch den Spaß nicht verderben!
Allerdings muss man schon ein dickes Fell haben, damit man dabei nicht zu Grunde geht! Also, wenn Ihr den seht, den Grund, dann habt Ihr genug Grund, um umzudrehen und es gut sein zu lassen, damit ihr noch ein andernmal weiter feiern könnt, um Euch später, ja, es gibt ein Später, auch wenn es jetzt(!) nicht so wichtig ist, daran erinnern zu können, wie Euer Fratzi Frutdel jetzt, hier und heute(Die Rente des Diogenes)!
Analog dazu gebe ich hier einen schönen Housetrack-Text wieder, der mir über die Jahre immer wieder begegnet ist und das Ganze für die House-Kultur essentiell zusammen fasst, auch wenn der Track, den ich wegen der netten, trivialen Broilerroom-Videos aus Leipzig(nicht zu verwechseln mit dem flachen Leckmichfett-glänzenden Boilerroom) in meiner house-renaissance kennen gelernt habe(eigentlich geht mir da zu wenig kaputt), erst ab dem Vocal-house-sequencer-Text gut wird und auch auf Utube(natürlich)zu rezipieren ist und im folgenden von mir zitiert wird:
„ This one goes out to all the lovers of cheap house music -
I´ll tell U what it´s all about:
it doesn´t matter who the DJ is
it doesnt matter what the crowd is like
like african baba saturdays
its about peace, unity and love and havin´ fun
its about keepin the spirit alive
of house music
did u get it?
It´s about the beats
the pace
and the positive vibe
its about dancin´, screamin´
and enjoyin´ yourself
its about gettin´ together
every weekend
to celebrate life
and to be united to one groove
spirit that makes us move
and the music we love
now you know what its all about
it´s about housemusic!“
Quelle: "BROILER ROOM meets LENNY BROOKSTER at KITCHEN112" (House-Vocalism-Text ab Minute 23:45!:)
(https://www.youtube.com/watch?v=6qo4mLNpbl4)
Obwohl ich Mitglied bin im Verein „Eltern, deren Kinder noch nicht in der Elbphilharmonie gewesen sind!“ und ich nicht viel übrig habe für Pop-Firlefanz in Hamburgs Milliardengrab, muss ich doch sagen, dass der Auftritt von PUSSY RIOT(!) in der Elbphilharmonie eine echt sensationell gute Idee war! Große Klasse! Höre gerade die PussyRiotDauerschleife auf SPTFy, Wow!
Kinder wie die Zeit vergeht...!
Eine Glosse zum fünfundsiebzigsten Geburtstag der „ZEIT“ (aus Anlass des Verrisses der Die Partei und ihres Führers M. Sonneborn in zeit online (01/2021) - und in Anlehnung an die von der Zeitredaktion(oder ihren Herausgebern?) so genannte Rabulistik des Marcel Reich-Ranickis, der nie zu einer Redaktionskonferenz eingeladen worden war, obwohl dieser jüdischstämmige Literaturkritiker das kulturelle Niveau der Zeit für Jahrzehnte beförderte.
Als es in den Neunzigern noch galt, die Zeit tot zu schlagen, kramten viele Bürger allwöchentlich und wochenendlich die gleichnamige armdicke Buchstabenzellulose unter dem Sofa hervor, denn in diesen Staub wird sie gleich nach ihrem Versand verbannt, nachdem man sich das illustrierte Zeit-Magazin herausgefischt hatte. Da alle bei der Lektüre einschliefen, redete niemand über den Inhalt dieser Postille. Noch heute profitiert die Auflage der Wochenzeitung allein von ihrem Namen. Mit dem Kauf des „Produktes“ glauben die bürgerlich-naiven „Leser:er“ immer mehr, sich etwas Zeitkaufen zu können. Interessanter Weise steigert sich dieser Effekt mit dem Alter des Althamburger Presseerzeugnisses.
Mit und durch Nazis in den Fuffzigern für die Wiederbewaffnung Scheuchlands gestartet, wanzten sich nach der kapitalen Liberalisierung von allen Seiten angekommene „Politiker:innen“ an das von Brackwassern umgebene Blatt in der Hamburger Altstadt heran, wie zuletzt der alte Altkanzler „H.“ Schmidt, nachdem er den norddeutschen 62er-Deichbruch militärisch hatte begleiten lassen. Er erfand auch die GSG9 und ließ die linke Studierendenbewegung in den Siebzigern durch sein preußisches Staatswesen penetrieren.
Wo konnte ER besser seine von seinen Wehrmachtsexkursionen aus Stalingrad mitgebrachte Orgel aufstellen, als in der „Ollen Kamelle“, der Stammkneipe der Zeitredaktion, im wenn auch feuchten Keller der überdimensionierten Backsteinkathedrale, in den die Redaktions-“Mitglieder“ zum Lachen gingen, wenn sie dazu Zeit hatten, denn das verging ihnen ,wenn „Der Olle“, oder auch „der olle Schmiddel“ genannte Ex-Kanzler mit seinen harnstoffverseuchten Knobelbechern die Pedale der Orgel malträtierte, um seinen Brahms zu „interpretieren“. Es hieß dann bescheiden, der Herausgeber bearbeite „seine Stalinorgel“. Bekam er in dem feuchten Keller einen seiner berüchtigten, „stillen“ kathartischen Anfälle, wussten Eingeweihte zu berichten, dass es sich um einen akuten Nikotinmangel handele und er durch sofortige Gabe von Nikotinzäpfchen ( v.Reemtsma, durch Di Lorenzo) oder des Saftes aus einer seiner Orgelpfeifen wieder zum Leben erweckt werden konnte.
„Schmidt-Schnauze“(MdB), wohl in Anlehnung an die Goebbel´sche, konnte wohl nur durch die galante Rabulierkunst „der Gräfin“ Dönerhoff (nach der ein benachbarter und von der Redaktion dringend benötigter Imbiss irrtümlicher Weise „Dönherr-Imbiss“ benannt worden war und bei dessen Beschilderung ,gleichfalls ein weiterer Fehler der Orthografie, sowohl durch mangelnde Deutschkenntnisse, ähnlich wie auf den Schildern des allerorts existenten wie berüchtigten „Marion´s Friseursalon“, als auch durch einen banalen Platzmangel „an der Front“ des Hauses dazu führte, dass dieser mehr oder weniger vorzügliche Imbiss dann schlicht Döner-Bude (ohne Anführungszeichen)hieß), im Zaum gehalten werden. Später kam es sowohl im Beitrittsgebiet als auch in den ollen Bundesländern zu den von der Presse so genannten „Döner-Morden“, die aber nachweislich nicht auf die Zeit, sondern vielmehr auf deren -genossen (NSU,CDU,SPD) zurückzuführen waren.
Für die saubere Weste der Zeit stand hierzu Chefrequisitör Giovanni „Deal“ Lorenzo Pate. Nur er allein durfte mit den Ärmeln seines vanillefarbenen Leinensaccos über die Stalinorgel wischen, wenn Schmidtel in der ollen Kamelle so selbstvergessen darauf orgelte, dass es nicht eben selten zu einem Abfall seines Nikotinkragenspiegels kam (Zäpfchengabe).
Auch Schmiddels Frau Loki litt in seiner Abwesenheit unter Nikotinentzug, da ihr das aktive Passivrauchen einen Stoffwechsel verschafft hatte, der dergestalt auf den Konsum ihres Mannes angewiesen war, dass sie, der Legende nach, sich, in ihren letzten Lebensjahren eines Abends auf dem Küchenfußboden zu Fall gekommen, geistesgegenwärtig geschlagene vier Stunden immobil in der Horizontalen aufhielt und lieber der Gefahr ins Auge sah, ein Druckgeschwür zu erleiden, als den Notrufknopf zu drücken, den sie am verunfallten Körper zur Verfügung gehabt hatte. Das Drücken des Knopfes hätte nämlich bedeutet, dass „ihr Mann“(pAVK) von dem Kontrollanruf der Notrufzentrale geweckt worden wäre. Dies zu vermeiden, galt der bescheidenen Witwe in spe als Herzensangelegenheit (Nikotin?).
Ich vergaß vor lauter ehrfürchtiger Zeilenschinderei ganz, die Zeit im Auge zu behalten. Und es gäbe ja auch weiter viel interessantes über jene ZEITung zu berichten, würde es irgend jemanden über die Hamburger Altstadt hinaus kümmern und wüsste man mehr über die eigentliche Funktion der zahlreichen Herausgeber:innen des klobigen Annoncenblattes.
Na ja, uns´ Helm-Mut war eben, das gehörte ja zu seinen Vernebelungstaktiken, als Herausgeber genauso undurchsichtig ,verraucht minderinteressant wie seine Tätigkeit als „Senator der Polizeibehörde“ Hamburgs, bei der er (noch) so wenig Zeit hatte, dass er vergaß, seine beliebten, jedoch GG-illegalen 62er Hochwasser- „Koordinierungen“ auf dem „kurzen Dienstweg“(preußisch für autoritär) nachträglich zu legitimieren und sinnvollerweise für die Nachwelt zu legalisieren. Schmidt-Schnauze prägte hierauf das Bonmot „legal-illegal-scheißegal“. Deswegen traf er sich jüngst vor seinem Ableben noch im Kreise seiner MenschenPflicht-u.Gerechtigkeitsliga mit Universalfastgenieplauderer Hans Küng(„Philosoph“), der, ich schwöre, nur keinen internationalen Durchbrüch wegen seines Nachnamens, äh Vornamens hatte.
Dann ist doch Marion D. Als Herausgeberin viel interessanter, zumal sie einen wirklich lesenswerten und schönen Roman zu Kriegsende über ihre Reise in den Westen geschrieben hat.
Aber greifen wir doch mal oldschool in den papierbatzenen Haufen Zeit und zipfeln uns, wie jedermann, nur das Zeit-Magazin heraus, deren Werbeannoncen uns ehrfürchtige Blässe ins Antlitz steigen lassen. Bei diesen musealen High-End-Luxusarrangements nimmt alles Lebendige reißaus, vor Angst, womöglich konserviert zu werden. Badezimmer aus poliertem Granit groß wie Turnhallen wechseln sich ab mit Mahagoniröcken von Guddschie und Co auf Alabasterkörpern aus dem Weltraum. Wes Geistes Kind die Platzhalter dieser Edelblamrage sind, verrät die Richtung des Geldflusses in diesem „Geschäft“. Darüber ist in solchen Medien offiziell genauso wenig zu erfahren, wie über die Tätigkeit ihrer „Herausgeber“(Demnächst „G.“ deal Lorenzo). Ansonsten Feuilleton, wie es leibt und klebt.
Also, Zeit, streu´ ruhig weiterhin Kaviar, damit der Pöbel ausrutscht!
In einer besonders entspannten und durch einschlägige Medien angeregte Situation schrieb ich jüngst einen Text, der, etwas spät, thematisch zum hundertjährigen Jubiläum der Zeit undAltkanzler Schmidt fertig, so herumlag und seiner Handhabung harrte. Ich habe beruflich nichts mit „Medien oderso“ zu tun, hatte dennoch Lust, ihn zur Veröffentlichung „irgendwo“ anzubieten. Da ich aber außer Büchern nur Konkret und Titanic lese, viel mir nichts anderes ein, als den Text der Titanic frei Haus anzubieten. Als mein Ältester den Artikel zu lesen bekam regte er die Idee an, den Artikel auch der Konkretanzubieten.
Da ich mir als unerfahrener Autor wenig Chancen auf eine Veröffentlichung ausrechnete, betrachtete ich dieses Vorhaben durch die Brille des Credos „ Du hast keine Chance, aber nutze sie!“(H. Achternbusch) und war vorerst mit geringen Erwartungen schlichtweg gespannt auf die Reaktion der beiden per mail angeschriebenen Redaktionen(s.Impressi). Den Text hängte ich an das Anschreiben an (am 11. August ging das PDF mit einigen erklärenden Worten per email an die Titanic, als hierauf keine Reaktion folgte, am 17.08. an die Konkret). Bis heute habe ich keine Antwort von den Tycoons(Frankfurt) und der Wahrheitspresse an der Elbe (Hamburch, viel zu tun) erhalten.
Bitte lest mal den Text und macht Euch ein eigenes Bild meiner Unterhaltungskultur, die zugegebener Maßen wohl schwer einzuordnen ist. Den likes werde ich entnehmen, ob es Befürworter einer Antwort auf mein Anschreiben an die beiden Redaktionen blablabla....: (s.Teil II.)
Wenn Du schreibst....
Den Strahl der Wahrheit verfolgend
einem literarischem Zwang gemäß
der einen nur weiter schreiben lässt
wenn man das Geschriebene nicht
auf seinen Wahrheitsgehalt reflektiert
Da Literatur zutiefst subjektiv ist
erwischt man diesen Strahl nur
wenn man sich ganz und gar
der Subjektivität überlässt
Meine Solidarität gehört den von der Staatsgewalt drangsalierten Autonomen der Rigaer Straße in Berlin! Es lebe die internationale Solidarität! Es lebe Autonomie und Anarchismus!
Nichts ist widerlicher, als wenn " ein Frankfurter startup einen Algorhythmus entwickelt hat, um meine Nettorente"..( kotz) " zu berechnen "( s. Werbetext einer Annonce auf T'mBlah...)
Nicht der Männer Schlechtigkeit hast du mir gezeigt, sondern der Männer Armut! (frei nach B. Brechts Die Heilige Johanna der Schlachthöfe)
Während sie sich die Handschuhe anzog und ich mich auf der Stuhlkante, sozusagen on the edge in Position begab, fiel mir wieder mein etwas morbider, lückenhafter Zahnstatus ein und ich musste lachen. Ich erklärte ihr umständlich und etwas peinlich berührt den Grund meiner selbstironischen Heiterkeit, den sie bald würde erspüren können. Sie zuckte fast ausdruckslos mit den Schultern und zeigte dem gegenüber eine kühle Gleichgültigkeit, die mir fremd vorkam und die mir imponierte. Jeder andere an ihre Stelle, mich eingeschlossen, hätte lächelnd höflich beteuert, dass einem das nichts ausmachen würde und überflüssige Worte darüber verloren. Sie zeigte mit ihrem mimischen Minimalismus entweder eine kalte Gleichgültigkeit oder aber eine kluge, psychologische Professionalität. Beide Varianten hinterließen Eindruck bei mir und sie erschien mir irgendwie noch attraktiver, begehrenswerter, obwohl, oder auch gerade weil ich als Behandlungsopfer überhaupt nicht in der Position war, dies auch nur ansatzweise zur Geltung zu bringen. Sie schritt zur Tat und stellte, wie von den Seminarleitern vorgeschlagen, den Fuß auf die Sitzfläche, mit ihrem Knöchel an mein Kreuzbein heran, um meinen Oberkörper schützend zu stabilisieren, umfasste vorsichtig, aber gezielt, als ob sie es täglich praktizierte, routiniert meinen Kopf und wartete auf den gemeinsamen Beginn der Übung auf Anweisung des Leiters. Ich war bestrebt, ihre Finger zu beobachten und stellte meine Aufmerksamkeit auf ihre Tätigkeit in meiner Mundhöhle ein, um ein möglichst fachgerechtes Feedback zu geben. Ich konnte mich darauf überhaupt nicht gut konzentrieren. Die sommerlichen Temperaturen hatten die Raumtemperatur hochgetrieben, geradezu erhitzt. Sie hatte ein schlichtes baumwollenes Kleid an, das eher eng geschnitten war und, für mich unerwartet, hochrutschte. Nun spürte ich plötzlich, wie einen glühenden Pfahl, die Innenseite ihres nahezu nackten Oberschenkels quer an meinem Rücken von Schulterblatt zu Schulterblatt. Es fing an, quer über meinen Rücken zu brennen. Es trat mir nicht nur innerlich der Schweiß auf die Stirn. Ja, ich war völlig außer mir, um so mehr, da es mir all meine mir zur Verfügung stehende Disziplin verbot, es zu zeigen.
Als sie jedoch, ohne auch nur den Ansatz eines vertraulichen Lächelns zu zeigen, mit dem Finger in meine Wange hineinfuhr und das Ausräumen ohne die geringste Unsicherheit vollzog, geschweige denn ins Stocken geriet, gab ich mich geschwächt dieser Sternstunde des intimen Kontaktes mit dem bestimmt erotischsten Areal am Körper einer Frau hin, dem inneren Oberschenkel nahe der Leiste und sogar, phantasierte ich, der benachbarten Vulva, und ich begann diesen Kontakt äußerst gequält zu genießen.
Gequält, da ich wusste, mehr, beziehungsweise intimeres würde ich von dieser Frau beziehungsweise ihrem Körper nicht zu spüren bekommen und meine Erregung, die ich überhaupt nicht zur Schau trug, kam in ihrer Unterdrückung und Zurückhaltung einem Orgasmus gleich.
Mir erschien meine Erregung wie durch die dunkle Seite des Mondes hervorgerufen. Die straffe, doch paradox weiche, muskulöse, glühende Struktur ihres Oberschenkelbereiches und ihre distale Erektion, die meinen Mund forschend sachlich und unnachgiebig penetrierte, als seien unsere Rollen wie beim Sex, aber vertauscht, nahmen mich in die Zange. Ich hatte in dieser paradox frem-vertrauten Situation die typisch weibliche Rolle des Empfangenden, Passiven inne und fühlte mich gezwungen, wollte ich die Wollust nicht unterbinden, dieser Rolle zu folgen und mich dieser Frau hinzugeben. Wäre ich nur zehn Jahre jünger gewesen, hätte ich diese Situation nicht ausgehalten, zumindest nicht, ich bitte, mir diesen Wahrheitsfetischismus zu verzeihen, ohne Ejakulat in meiner Unterwäsche.
Ich habe keine Ahnung (wie auch), was in ihrem Kopf vorging. Wir haben uns bisher noch nicht wieder gesehen. Aber ich bin wenigstens, insgeheim natürlich hoffend, überzeugt, dass sie sich an mich erinnern würde, ob mit oder ohne sexuelle Assoziationen.
Diese Frau und mit ihr dieses einmalige Erlebnis zogen wie ein Komet, eine strenge, genaue Bahn verfolgend, unbeeinflusst von jedweder irdischen Strömung, immun an mir vorbei; besser noch, durch mich hindurch und ich wusste, es würde, wenn überhaupt, sehr sehr lange dauern, bis ich sie wieder zu sehen geschweige denn zu spüren bekommen würde.
Diese sakrosankte Johanna der Schlachthöfe hat von ihren Höfen gelernt. Sie hat alle Illusionen eingetauscht gegen die harte Währung der Sachlichkeit; wahrscheinlich auch in dem Bewusstsein über die Macht ihrer Erotik als Frau.
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. (Ludwig Wittgenstein ,Satz 7 des Tractatus Logico Philosophicus )
Der anleitende Physiotherapeut zeigte uns in einer sprichwörtlichen Trockenübung, wie man den Patienten aufrecht sitzend in dessen Position sichert, dessen Schultergürtel vom Rücken her mit dem auf der Sitzfläche aufgestelltem Bein des Therapeuten stabilisiert, den Kopf sanft in der linken Ellenbeuge anlehnt, die Stirn oder das Brustbein umfasst und dann mit Zeige- und Mittelfinger der behandschuhten rechten Hand in die Wangentaschen der Mundhöhle hineinfasst, diese vom Oberkiefer her mit einer leichten Drehung der Finger ausstreicht, um eventuelle Fremdkörper, wie z.B. Essensreste zu erfassen und zu entfernen, da diese bei neurologischen Patienten zum Verschlucken führen können, weil die Reste entweder nicht gespürt oder von den Patienten selbst nicht entfernt werden können, möglicherweise mit schwerwiegenden Folgen.
Die Finger werden dann, am Zahnfleischrand des Unterkiefers von hinten nach vorn gleitend, die Mundhöhle stimulieren, inspizieren und freiräumen.
Die J. saß da, völlig cool. Sich kaum bewegend sprach ihr Körper den Satz: Du darfst das jetzt mit mir machen. Ich nahm das Angebot sprachlos, versucht wie selbstverständlich, an. Innerlich völlig aufgewühlt, ja unfreiwillig erregt, tat ich möglichst ruhig und teilnahmslos, als gelte es, ein einfaches Kreuzworträtsel miteinander zu lösen.
Ich stellte mein Bein hinter ihr auf den Stuhl, rückte mein Knie an ihr Schulterblatt, umfasste etwas unbeholfen ihren Nacken mit meinem Oberarm, kam ihr dabei etwas zu nahe und korrigierte meinen Abstand. Ich versuchte, vorsichtig und aufmerksam zu sein, was mir eher nur mäßig gelang.
Dann wartete ich auf die Ansage des Therapeuten, der den Paaren Instruktionen gab. Ich war heilfroh, als ich die erste digitale Penetration hinter mir hatte und wurde etwas lockerer. Wir sprachen wenig. Worte wie „okay“, kurzes Nicken wechselten zwischen uns. Ich fragte „ Ist es so okay?“ und als ich, die beiden Finger drehend nach unten gleitend, sagte, dass das schwierig sei, machte sie, wie beim Zahnarzt, „hm, hm“. Ich nahm die Finger aus ihrem Mund. Du kannst früher drehen! Ich verstand und probierte es noch ein Mal. Dann wechselte ich die Seite und probierte es mit der anderen Hand auf der anderen Seite ihres Mundes. Den Handschuh streifte ich beim Wechsel sofort ab, verwarf ihn und zog ein paar neue an. So fühlte es sich professioneller an und ich war sehr froh, dass sie gegen meine Behandlung keine Einwände hatte. Die hätte sie sofort geäußert. Ich war erleichtert, in ihr eine Partnerin zu haben, mit der ich ganz unauffällig den Rubikon des Anrüchigen, Fragwürdigen hatte überschreiten können und badete angenehm in dem Gefühl der Normalität bei einer extra-positionierten pflegerisch-therapeutischen Tätigkeit. Nun kam der Rollenwechsel und sie sollte nun meine Wangentaschen „bearbeiten“.
Durch den AV-Knoten ließ er sein HIS´sches Bündel zucken - Purkinje erblickte Tawaras drei Schenkel und war bis in die letzten Fasern innerviert. (Merksatz des Autors zur Anatomie des Herzens)
FOTT, Fascio-orale Therapie und Trachealkanülenmanagement bei neurologischen Patienten hieß die innerbetriebliche Fortbildung im Klinikum meines derzeitigen Arbeitgebers, an der ich teilnahm, um mir besondere berufliche Fähigkeiten anzueignen und auch, um meinen anstrengenden Pflegealltag auf der Station etwas aufzulockern.
Die meisten der vierzehn TeilnehmerInnen kamen aus der Pflege kannten sich und bildeten die üblichen Grüppchen und Paare, sichere soziale Konstrukte und Symbiosen, die mir eher das Gefühl geben, mich einzuengen und mich befangen bzw. verpflichtet zu fühlen.
Ich erschien mal wieder etwas früher als pünktlich, mit dem Vorteil der freien Platzwahl, denn ich sitze gern in der Nähe eines Fensters. Ein, zwei früh Erschienene und eine der beiden Seminarleiterinnen freundlich grüßend, nahm ich in der Nähe des Fensters, aber in der Reihe gegenüber der Seminarleitung im hanseatisch-gleichmäßigen Abstand zu den vorher Erschienenen, neben mir noch einen Platz freilassend, Platz, innerlich distanziert, möglichst gleichmütig wirkend, aber meine Mitmenschen möglichst unbemerkt genau taxierend. Durch meine erst vierjährige Anwesenheit im Krankenhaus kannte ich die teilnehmenden KollegInnen nur vom Sehen.
Ich rechnete schon damit, dass der neben mir freigelassene Platz unbenutzt bliebe, als ich überrascht feststellte, das sich eine junge Frau, ca. Mitte-Ende zwanzig neben mir niederließ, die ich vorher aus den Augenwinkeln schemenhaft als jüngere, schlanke weibliche Person den Raum betreten sah und wegen unseres Altersunterschiedes geglaubt hatte, der Platz neben mir würde frei bleiben.
Cool war sie, die blonde, typisch deutsch-ungeschminkte natürliche Schönheit mit kurz-knapp-geraden aber gefühlt etwas hochgezogenen Mundwinkeln, nicht zu viel Freundlichkeit zeigend, strahlte sie in meinen Augen eine hinter einer Sachlichkeit verborgene kühle Freundlichkeit aus. Sie erregte nicht wegen ihres geringen Alters meine Aufmerksamkeit, sondern wegen ihrer Persönlichkeit, die keine modischen Schnörkel nötig hatte. Schlicht, knabenhaft von ihrer Körperlichkeit her, schien sie für schnörkelige Attribute zu alt zu sein. Die Frisur einfach, halblang, helmartig, passte gut zu ihr.
Am ersten Tag wechselten wir höchstens knappe Bemerkungen über den Unterrichtsinhalt. Keinesfalls versuchte ich, meiner Vorliebe fürs Sprüche klopfen und für Witzigkeiten nach zu geben, sondern hielt mich in Anwesenheit dieser Jeanne d´Arc fast ehrfürchtig zurück. So ließ sie ihr Schwert stecken, züchtigte mich nicht, sondern gab sich friedfertig und offen, was m. E. überraschend, besonders auch in Hinblick auf ihre Profession als Therapeutin war. Es ist ein typisches Merkmal von Berufen in Krankenhäusern, dass die verschiedenen Professionen sich voneinander abgrenzen und nur so wenig wie nötig miteinander zu tun haben wollen.
Am zweiten Tag kam der Kurs zu praktischen Übungen, die sich auf Schluckbeschwerden bezogen, die insbesondere bei Halbseitenlähmungen auftreten können. Zu diesen Anwendungen gehörte zuletzt, auch für mich überraschend neu, das „hygienische digitale Kontrollieren und Ausräumen der Mundhöhle“ mit Einmalhandschuhen mittels des Zeige- und Mittelfingers. Die Durchführung dieser Übung wurde in Hinblick auf die Wahrung der Intimsphäre den Teilnehmern ausdrücklich freigestellt. Die meisten der KollegInnen von der Pflege lehnten strikt die Durchführung dieser praktischen Übung ab.Bloß keine Blöße geben! Das zum Thema „ Ausräumen der Mundhöhle“. Meine masochistische Devise war dagegen eher: Es kann nichts peinlich genug sein. Ich war es mittlerer Weile von KollegInnen aus der Pflege gewohnt, dass diese Vorbehalte gegen allzu intime Übungen, die in der Pflegeaus-, -fort- und -weiterbildung wegen des körperbezogenen Lehrstoffes eher häufiger vorkommen, bestehen. Ich vermute, diese Abwehrhaltung bezieht sich, sich selbst schützend, auf das raue Arbeitsklima in der Pflege, durch hohen Arbeitsdruck und räumliche Enge gefördert, in denen sozial-prekäre settings wie mobbing an der Tagesordnung sind. Zudem leiden Pflegekräfte häufig an Berufskrankheiten und Übergewicht, die Pflege steht im ranking der Berufe beim Rauchen ganz oben. Diese Probleme betrafen mich zu diesem Zeitpunkt irgendwem sei Dank nicht, zumindest glaubte ich noch, dass ich in jener Hinsicht ohne Makel dastünde.
Zudem wollte ich die Gelegenheit nicht verpassen, etwas Besonderes lernen zu können- und zugegeben, ich hatte an meiner attraktiven Partnerin zu Rechten in puncto Ästhetik überhaupt nichts auszusetzen. Ich war so naiv, dabei nicht ihre Perspektive in Bezug auf mich zu berücksichtigen. Dabei fiel mir nach meiner primären gedanklich-warmen Affirmation plötzlich ein, dass mein Zahnstatus einige Peinlichkeiten bereithielt, unter anderem zwei fehlende Backenzähne, deren Lücken man kaum überfühlen konnte, so frau sich durch meine Mundhöhle tasten sollte.
Wie dem auch war, die J. und ich beschlossen, uns ohne direkten Blickkontakt einvernehmlich synchron knapp zunickend, alle Übungen durchführen zu wollen. Jetzt versuchte ich mich doch mittels eines kurzen Seitenblickes unserer Partnerschaft versichern zu wollen und traf unvermittelt spiegelhaft für den Bruchteil einer Sekunde, auf einen ebenso versucht sachlich gehaltenen und dennoch bestätigenden Blick. Gleichzeitig war ich positiv überrascht, dass die junge hübsche Kollegin aus der Physiotherapie die Übungen mit mir, dem doppelt so alten Pfleger durchführen wollte. Es wurde also spannend für mich. Wie weit würden diese Übungen gehen? Wer von uns beiden würde die Initiative übernehmen und als erste(r) den anderen behandeln?
Fortsetzung folgt...
Etwas spät, aber noch am 8. Mai, der ein Feiertag anlässlich der Befreiung der deutschen Vernichtungslager durch die Alliierten sein sollte, poste ich 3 Bilder vom Vernichtungslager Neuengamme, an dem meine Frau und ich im Gedenken an die Opfer der unvorstellbaren Greueltaten unserer nationalsozialistischen Großeltern letztes Wochenende Blumen niederlegten. Die Überlebende und Zeitzeugin Esther Bejarano hatte dazu aufgerufen und gebeten, ihre Petition für einen deutschen Feiertag am 8. Mai zu unterschreiben:
Ich traf auf ungewöhnlich zu Verstehendes warum ich in der Lage war so viel Scheiße schieben zu müssen und zu können?
Was hat das mit mir zu tun?(anstatt des ewig-langweiligen“Warum ich?“)
Karmisch gesehen habe ich hoffentlich in der Pflege genug Scheiße geschoben - vier Jahre lang nachdem ich in grauer Vorzeit nach dem Zivildienst gedacht hatte: schon genug bis zum Kragen zugeschissene Menschen abgeduscht zu haben kehrte es zu meinem beruflichen Quereinstieg in die Pflege mit aller Macht zurück
Freud´scherseits kommt wohl „ein Haufen“(kicher) analfixiertes Psychogramm in mir daher andererseits(YinYangmäßig) hat laut I Ging Zeichen Nr.18 „Die Arbeit am Verdorbenen erhabenes Gelingen Fördernd ist es das große Wasser zu durchqueren“
In digitale Zeiten übertragen(auch das I Ging besteht analog aus einer Kombi von Nullen und Einsen, anstatt wie bei einem Bit aus 8 Zeichen, braucht es zur Erklärung Deiner Welt/Wandlungsphase nur 6 Zeichen)
meint es: der Algorithmus der Bettpfanne(wenn nur wenigstens immer eine dagewesen wäre) erlaubt mir seit ca. einem Jahr eine Arbeit nahezu ohne Beseitigung von Exkrementen . Ich hätte nicht erwartet dass es mich so erleichtern würde.
...diese Album nervt mich gar nicht, im Gegenteil,....es ist MORE THAN FEELING..
märchen:
welche kröte hast du zu schlucken?
ich frage es
um von der erinnerung an
meine vielen dicken kröten abzulenken
die ich schlucken musste
und
die ich verwandelte
denn die verwandlung ist
des menschen geheimnis
einer kröte am brunnen gleich
die die goldene kugel heraufholt
nachdem man sie geküsst hat
sie kann alles werden
Rousseau
Rouge
“Memoire de Poisson Rouge”
Fellini
FSK 93,0
Der oben angeführten Volksweisheit folgend möchte ich ein selbstverbotenes Mal mehr einen link posten. Überraschend zufällig entdeckte ich in meiner ausgelatschten Rolle als ewiger Wessi anlässlich des heute sich jährenden 17. Juni 1953 :
http://www.trend.infopartisan.net/trd0613/t080613.html
Ein erstaunlich reichhaltiger, konkreter Text, der damit für mich spontan qua Vorurteil (Lenin : die Wahrheit ist immer konkret) zunächst als wahr erachtet wird.
Die Polizei versucht, das Fusion-Festival zu sabotieren...,
oder der fehlende Konjunktiv, der mich nachträglich zum Weltfrauentag am 8.März veranlasst, ausnahmsweise eine grandiose Textstelle aus der gleichnamigen bewundernswerten Autobiografie von Inge Viett zu zitieren, um aus der Not(keinen eigenen Eintrag vorrätig zu haben, bin beleidigt wg.der wenigen likes) eine Tugend (igitt) zu machen :
„Daß ich im kapitalistischen Deutschland geboren und aufgewachsen bin, kann ich weder bedauern noch gutheißen, aber es ist ein kaum zu beschreibendes Glück, daß der Verlauf der Geschichte meine Unwissenheit über da andere Deutschland korrigierte, über das Leben dort im ständigen Widerspruch zwischen Verwirklichung und Verkümmerung sozialistischer Ziele, Ansprüchen und Lebensweise, über die Anstrengungen, die Ideale, Fähigkeiten und Unfähigkeiten, die Wahrheiten und Irrtümer, die diesem Widerspruch entsprungen und von ihm gezeichnet sind. Nur wer dort gelebt hat, kann begreifen, was zerstört wurde.
Die Linken im Westen haben keinen Begriff davon, wie schwer ihr Mangel an Erfahrung mit der sozialistischen Realität wiegt. Die Geschichte wird ihnen keine neue Gelegenheit bieten. Sie denken in ihrem Hochmut, daß sie es sich leisten können, dies gar nicht als Mangel erkennen zu müssen.
Der reale Sozialismus ihrer Zeit, vor ihrer Tür, in der DDR,war für sie die einzige Chance, jemals zu erfahren, wie die Idee vom Sozialismus, also das Ideal, real gesellschaftlich wirksam werden kann und wie nicht. Sie zogen es aber vor, sich von diesem geschichtlichen Prozeß zurückzuziehen, ihn aus der Ferne zu benörgeln, zu belächeln. Sie zogen es vor, mit ihren sozialistischen Theorien die imperialistische Wirklichkeit einschließlich sich selbst zu kultivieren. Sie kämpfen immer mit der existentiellen Nabelschnur am Kapitalismus und kennen nichts anderes.“
aus : „Nie war ich furchtloser“ , Inge Viett im Rowohlt Taschenbuchverlag Reinbek 1997
T. begab sich nun zu dem oben erwähnten Treffen und der dabei stattfindenden noch weiter oben erwähnten Anprobe der Rollerblades für seine Tochter, bei der die Mutter seines Kindes, mein Vater und seine Frau H. eingetroffen waren. Zu dieser Gelegenheit wurde in aller Form, wie ich mir ausmale, Familienrat über das Ansinnen des Bedürftigen und der möglichen Zweifel- oder Unzweifelhaftigkeit seiner Gründe, abgehalten. Wie mein Bruder uns ohne Nachfrage hartnäckig versicherte, wurde die Geschichte auf Leib und Nieren von allen Anwesenden gedreht und gewendet, fast wurden noch Passanten angesprochen und um ihre Meinung gefragt, ein Hut war nicht zur Hand, aber sie hätten, als kreative Idee, finde ich, etwas Besonderes singen oder tanzen können, um zu sammeln, damit sie der Betragshöhe nicht allein gegenüber stünden. Man befand die Geschichte mit viereinhalb-zu-null-Stimmen für glaubhaft, bestimmt versicherte man sich gegenseitig, diese Unzweifelhaftigkeit nicht für allgemeingültig zu halten, falls sich in naher Zukunft die Bittsteller häufen würden. Jedoch kam mein Bruder dem bedürftigen migrantischen Menschen letzten Endes (fast)ohne fremde Hilfe zu Hilfe. Die Partnerin meines Bruders, wohl ahnend, dass sie durch ihre betuchtere Herkunft ohne ein Dazutun in der Geschichte vor ihrer Tochter blass dagestanden haben könnte, gab auch etwas dazu, so dass sage und schreibe meiner Erinnerung nach zweiundsiebzig Euro oder sogar vielleicht neunzig Euro zusammenkamen, die mein Bruder dem in der Kälte wartenden, dankbaren Empfänger ca. eine Stunde später zur vereinbarten Zeit aushändigte, nicht ohne sich am liebsten noch von dessen Ankunft in Italien in naher Zukunft informieren lassen zu wollen.
Dieses Rührstückchen bürgerlich besonnener Wohltätigkeit spielte sich hier unter den schmalen Augen der Öffentlichkeit ab, beschaffte uns am vierten Advent fast feuchte Augen und rundete die Teezeremonie der digitalen Bohême in unserer unmittelbaren Verwandtschaft leidlich ab. Mich würde es nicht wundern, wenn sie demnächst in Ihrem SpringerWochenblatt davon läsen. Fröhliches Fest allerseits.
P.S. :
Lesen Sie im nächsten Bericht Wissenswertes über unnütze Tapete und ihre bürgerlich-symbolische Bedeutung
Doch zunächst etwas Sprachtheorie : Der unzureichende Begriff Flüchtlingskrise ist eine Wortverdrehung. Es handelt sich um ein trojanisches Teekesselchen , mit deren Hilfe die Bürger und ihre Medien eine eigene Krise bezüglich der Menschlichkeit und Solidarität meinen, obwohl sie sich jederzeit mit horrendem Distinktionsgewinn darauf zurückziehen können, es sei die Krise der ersaufenden, aus- und eingesperrten, versklavten, missbrauchten, ignorierten,verelendeten und deprimierten Flüchtenden gemeint. Kein städtischer Bürger kann wirklich vor diesen Verhältnissen die Augen verschließen.
Laut der Erzählung meines Bruders erschien also jüngst in der hamburger Altstadt zu dieser christlichen Zeit, aber nicht gerade wie einer der drei heiligen Könige, ein dunkelhäutiger, wohl afrikanischstämmiger Mann vor meinem Bruder in der Nähe seiner Wohnung und sprach ihn höflich an. Er bat meinen Bruder um eine Minute seiner Aufmerksamkeit, in der er ihm erzählte, wie er als Flüchtling seit wohl sechs Monaten vergeblich versucht habe, hier in Hamburg Fuß zu fassen, es ihm aber nicht gelungen sei und er nun hoffe, nach Italien zurück zu kehren, wo er seine Frau mit seinen kleinen Sohn zurücklassen musste. Er wolle dort wenigstens mit ihnen gemeinsam das Weihnachtsfest verbringen. Hierfür benötige er das Geld für die Fahrkarte dorthin, nannte einen genauen Fahrpreis von 72 Euro und bat meinen Bruder, ihm Geld dafür zu spenden.
Mein Bruder bat sich nun einige Bedenkzeit aus, wohl um in sich zu gehen und die Sache dahingehend zu überdenken, ob er nicht einem Schwindel aufsäße und - geistesgegenwärtig seine Verabredung mit seinem Kind, dessen Mutter, seinem Vater nebst Frau H. im benachbarten Park überdenkend - und wie ich fürchte, etwa kalkulierend, dass er sich mit diesen eingehend beraten könne, was in dieser Angelegenheit zu tun sei, vielleicht auch, um nicht ganz allein mit diesem Problem zu tun zu haben und zu guter Letzt um es dem Bittenden, sollte er nicht wirklich bedürftig sein, nicht zu leicht zu machen. Kurzum, jener solle sich in einer Stunde wieder an Ort und Stelle einfinden, dann werde man sehen.
(letzte Fortsetzung folgt...)
Zu gern gibt sich die moderne Bürgerlichkeit der Tugend der Wertschätzung hin(Achtung:Werte werden geschätzt ). Sie mahnt die Wertschätzung von Qualität an, die durch romantisch-ökologische Nachhaltigkeit, eine sakrosankte Tugend der Konservativen, begründet wird. Aus dieser Ecke wehte nun wellenweise der Föhn der Teepackungsansprache den Anwesenden ins Antlitz, derer zufolge jener ein ganz besonderer Tee sei, den sie aus ihrem Urlaub in Sri Lanka vor ein paar Wochen (um Missverständnisse zu vermeiden, wiederhole ich für die Normalsterblichen: „SRI LANKA“) mitgebracht hätten und natürlich nicht einfach dort gekauft, sondern unter den besonders authentischen Umständen einer Teeverkostung auf der ihrem Hotel gegenüberliegenden Teeplantage erstanden und, ich glaube mich zu erinnern, mit Kenntnis der Namen und Personen sämtlicher an der Herstellung des Inhaltes dieser Tüte Tee beteiligten TeepflückerInnen, denen sie schon morgens, wie sie barfüßig zur Arbeit gingen, achtungsvoll grüßend begegnet seien! Vor meinem geistigen Auge läuft der durchidealisierte Werbespot. Ich könnte meinen, gehört zu haben, dass die ArbeiterInnen sogar auf dem Pflückzertifikat namentlich erwähnt seien. Es fehlte nur noch der Hinweis, dass die ArbeiterInnen dafür bezahlen, dort arbeiten zu dürfen.
So wechselte dann diese „Tüte“, nein, dieses Couvert erlesenen Tees seinen Besitzer und wenn ich der neue Besitzer gewesen wäre(Neid?), hätte ich vor lauter Demut diesen Tee, einem Kunstwerke gleich, niemals anrühren, geschweige denn anbrechen können und es entzündete sich ein Familienkrach, wenn der erste Konsument auch nur den Hauch einer Nichtwertschätzung ahnen liesse, so wie es Jugendliche manchmal gedankenlos tun: Das sei doch schließlich der Tee aus Sri Lanka von Onkel T., höre ich ich mich schon mahnen, den könne man doch nicht einfach offen stehen lassen! Wobei mir dazu, um von mir abzulenken, wert-und nichtwertschätzungsmässig, die Geschichte einfällt, mit der dann dieser denkwürdige Vor-Weihnachtsnachmittag beschlossen wurde und deren märchenhafter Inhalt sich anlässlich der aufgeflammten Flüchtlingskrise zutrug und sich nun über uns ergießen sollte.
Fortsetzung folgt....
Nachdem wir die allzu bescheidene Geschenkeverteilrunde überspringen um das Kleinklein nicht in materialistische Pedanterie ausarten zu lassen, erstmal ein Gläschen Sekt zu traditionell angebrannten „ Braunen Kuchen“, die mein Vater immer zu Weihnachten macht und über die er immer sagt, wie lange, drei, vier, sechs oder so Tage oder Wochen der Teig geruht hätte und er damit wohl versucht, vom Bitteren des verbrannten Teiges abzulenken. Nach dem zweiten Glas Stimmungsbrause glänzt auch gleich die Nippesdisteltrockenstrauchanrichte in samtbrockatumkränzter Wohnzimmerecke etwas heller, fast wie ein Altar.
Zum Ende der Geschenkrunde mit immerhin selbstgebackenen Keksen und Kuchen(wir haben Glück, wenn es H.s gedeckten Apfelkuchen gibt, den kann sie und es ist für fast jeden ein Stück da), kurz vor dem gefürchteten Abendessen, wandert mit einem Mal, begleitet von einem „Ach, wir haben da noch etwas ,...“ täterätäh, vor den Schössen meines Bruders und seiner beinaheAngetrauten(Lebensgefährtin trifft es auch nicht), eine schicke, extraordinär gefaltet-genietete hellbraune Papptüte kasperlepuppenhaft, langsam aufsteigend, damit die Augen aller Anwesenden auf sie gerichtet werden können, an der Tischkante empor, Richtung Vaddern un sin Fru. Diese brauchen in ihrer ungewohnten, vertütelten Gastgeberrolle etwas, um ihre Aufmerksamkeit auf dieses nicht erwartete Etwas zu richten. Es präsentiert sich aus den Händen meines Bruders und seiner Partnerin, wechselseitig hin- und hergezogen, wer lässt los und den anderen überreichen, halb über den Tisch gereicht und noch einmal unentschieden zurückgezogen, eine Packung exquisiter first-flush-premium-Fairtrade-Tee. Gespannt wartet mindestens das halbe Publikum auf eine Erklärung, zu der mein Bruder sich beeilt, das Wort, fast wie zu einer Tischrede, zu ergreifen.
Fortsetzung folgt...