Da meine Kinderchen allzu genervt und bösartig-ignorant meinen spontanen und völlig unschuldigen Versuchen, aus Rabelais´ Gargantua und Pantagruel von 1532 vorzulesen, entflohen und selbst meine Gattin die Augen verdrehte und nicht bereit war, auch nur eine Seite anzuhören, sehe ich mich gezwungen, an dieser Stelle all denen, die nicht wissen, was sie spielen sollen, einen kurzen Ausschnitt zu zitieren, der die Spielfreude des Königssohnes aus dem erwähnten Buche repräsentiert (ich gebe zu, dass es Passagen in diesem Buch, aufgrund dessen der Arzt und Autor Francois Rabelais von katholischen Königshäusern durch halb Europa verfolgt und mit dem Tode bedroht wurde, gibt, die weitaus interessanter scheinen mögen, solcherlei Inhaltes, dero sich der riesenhafte Königssohn zwecks Löschens einer Feuersbrunst gullivergleich in den Glockenturm transurethral entleerte, dass dabei auch und vor allem, wenn ich mich recht erinnere, Frauen und Kinder zu Hauf ersoffen und destowegen ich auch meine Sippschaft diplomatisch vor dem Besuch von Kirchen in Monarchien hätt´ warnen wollen, aber eben, aufgrund ihres bildungsverneinenden Verhaltens, nicht können. Sei´s drum, das Problem löse ich am ehesten durch Verknappung des familiären Reiseetats und mache so aus meiner pekuniären Not eine Tugend). Also zu Haus´geblieben und gespielt wie im
Caput XXII, Von des Gargantuas Spielen : " Drauf ward der grüne Tisch aufgeschlagen, wohin man eine Menge Spielkarten, Würfel und Damenbretter brachte. Da spielte er denn : Sequenz, Prime, Schlemm, Mogel, Triumph, Pikardisch, Sechsundsechzig,Stechen, Remm-Plemm, Was ist das?, Blinde Maus, Aus und ein, Tricktrack, Einunddreissig, Grad oder Ungrad?, Dreihundert, Himmel und Höll´, Graunzer, Landsknecht, Wer hat´s,ruft, Krumme Neune, Schafskopf, Hochzeit, Allweil fidel, Wer rät es?, Duo, Wie der ein´so der ander´, Taro, Erbsen und Bohnen, Wer gut schmiert,nicht verliert, Widder, Metz und Matz, Glick und Glock, Robber, Morra, Schach, Fuchs und Gans, Mühle, Aufs Gratewohl, Ochs und Kuh, Brettspiel, Drei Würfel, Schabernack, Schwarzer Peter, Laubfrosch, Fingerschnelzen, Ritzratz, Hans in allen Gassen, Klapptisch, Patt, Farbe bekennen, Schneider, Dame, Abheben, Primus secundus, Messerstiel, Schlüssel, Schubkarren, Kreuz oder Kegel, Knicker, Herz oder Schippe, Kugel, Pantoffelheld, Zwicken, Hahnrei, Kauz, Hasenhetz, Steinhupf, As, Triori, Bauch auf Bauch, Fickmühl, Topfgucker, Stock und Stecken, Gimpel auf den Leim, Pfänder, Kröte, Täuberich, Nussknacker, Übers Eck, Nasenstüber, Schwarzer Bock, Billard, Scherenschleifen, Kalte Bauern, Fliegenwedel, Duck dich, Rapuse, Katzenmusik, Tote Sau, Ruck oder Schneid, Trott und Tritt, Ja und Nein, Im Dunkeln munkeln und viele andere. "
[…]In linken Milieus herrscht größtenteils ein akademisierendes Verhalten vor, das auf einem vom Elternhaus vermittelten Selbstbewußtsein fußt. Im Gegensatz zu Arbeiterkindern fanden die Bürgerkinder in den elterlichen Bücherregalen weder »Micky Maus« noch Arztromane, sondern große Literatur von Schiller bis Joyce, manchmal sogar aufrüttelnde Werke von Marx bis Lenin. Wenn ein Lehrer sie auf dem Zeugnis mit »gut« bewertete, dann wurden die Eltern entweder in der Schule vorstellig, oder sie trichterten den Sprößlingen ein, sich niemals mit einer Zwei zufriedenzugeben, wenn man die Bestnote verdient zu haben glaubt. Sie wurden ermuntert, auf die Kunsthochschule zu gehen, und wenn danach erst mal kein Job rausspringt, kann man diese Phase ja auch mit einer Rundreise durch Südamerika überbrükken. All das, dieses aufbrausende Selbstbewußtsein und diese rebellisch anmutende Widerständigkeit, sind nur deshalb drin, weil stets die Möglichkeit besteht, sich kurzzeitig wieder wie in Kindheitstagen am Geldbeutel der Eltern zu laben und das Budget für neue Abenteuer flugs aufzustocken. Die Möglichkeit des Scheiterns existiert in diesen gelackten Biographien niemals – zumindest nicht im blanken existentiellen Sinne. Das würden die meisten Mittelklasseaktivisten freilich niemals zugeben, und es ist ihnen auch oft nicht bewußt, weil der Aneignungsprozeß dieser akademischen Standards geradezu selbstverständlich im Schoß der Familie geschieht; genauso wie mehrsprachig aufwachsende Kinder unmerklich und ohne echte Anstrengung mehrere Sprachen zugleich lernen. Die Selbstverständlichkeit dieses Aneignungsprozesses wird schnell wieder vergessen und zur Aufrechterhaltung des eigenen Selbstbildes vom aus eigener Kraft zum Intellektuellen mutierten Linken später geradezu hysterisch negiert. […]
aus Christian Baron - Zu hoch für dich. (konkret 05.2013)....
...die Fortführung dieses pubertären Mittelklasserebellentums ist, bei Demonstrationen Steine auf Polizisten zu schmeissen und damit Klassenkampf nach unten zu produzieren; Akademikersöhne/-töchter(?) schlagen auf Abkömmlinge des Kleinbürgertums ein,....wurde seinerzeit schon von Regisseur P.P.Pasolini die Studentenunruhen in Italien betreffend(70er?) viel treffender formuliert (Konkret 03/2012??)
Abstraktionistische(c) Idee für HamburgerInnen zur reaktionären Ehren-Rettung des Hamburger Michel(hihi) als Wahrzeichen Hamburgs (ist aktuell die Elbphilharmonie, genannt Elphie) :
Am Todestag von Helmut Schmidt(keine Ahnung, wann das noch war) werden nach Katastrophen-Sirenenalarm Riesenflummis(ca.Handballgrösse, Anzahl 10 entspricht den Baujahren der Elbphilharmonie) vom Michel in die Innenstadt geworfen. Die gewarnte Öffentlichkeit wird sich an diesem Tag freiwillig in der Innenstadt versammeln und eine Jagd auf die Flummies veranstalten. Die verursachten Schäden werden live dokumentiert und vom Sponsor,z.B. einer namhaften Versicherung) behoben bzw.erstattet. Die Geschädigten erhalten Freikarten für die Elbphilharmonie und müssen die Flummies als Eintrittskarte vorzeigen. Chronisch durch die Einwirkung der Flummies Geschädigte, z.B. Behinderte erhalten Dauerkarten.
Ich stelle diese Idee exklusiv der DIE PARTEI zum hamburger Bundestagstagswahlkampf zur Verfügung.
Streut Riesenflummies, damit der Pöbel ausrutscht!
Nicht der Männer Schlechtigkeit hast du mir gezeigt, sondern der Männer Armut! (frei nach B. Brechts Die Heilige Johanna der Schlachthöfe)
Während sie sich die Handschuhe anzog und ich mich auf der Stuhlkante, sozusagen on the edge in Position begab, fiel mir wieder mein etwas morbider, lückenhafter Zahnstatus ein und ich musste lachen. Ich erklärte ihr umständlich und etwas peinlich berührt den Grund meiner selbstironischen Heiterkeit, den sie bald würde erspüren können. Sie zuckte fast ausdruckslos mit den Schultern und zeigte dem gegenüber eine kühle Gleichgültigkeit, die mir fremd vorkam und die mir imponierte. Jeder andere an ihre Stelle, mich eingeschlossen, hätte lächelnd höflich beteuert, dass einem das nichts ausmachen würde und überflüssige Worte darüber verloren. Sie zeigte mit ihrem mimischen Minimalismus entweder eine kalte Gleichgültigkeit oder aber eine kluge, psychologische Professionalität. Beide Varianten hinterließen Eindruck bei mir und sie erschien mir irgendwie noch attraktiver, begehrenswerter, obwohl, oder auch gerade weil ich als Behandlungsopfer überhaupt nicht in der Position war, dies auch nur ansatzweise zur Geltung zu bringen. Sie schritt zur Tat und stellte, wie von den Seminarleitern vorgeschlagen, den Fuß auf die Sitzfläche, mit ihrem Knöchel an mein Kreuzbein heran, um meinen Oberkörper schützend zu stabilisieren, umfasste vorsichtig, aber gezielt, als ob sie es täglich praktizierte, routiniert meinen Kopf und wartete auf den gemeinsamen Beginn der Übung auf Anweisung des Leiters. Ich war bestrebt, ihre Finger zu beobachten und stellte meine Aufmerksamkeit auf ihre Tätigkeit in meiner Mundhöhle ein, um ein möglichst fachgerechtes Feedback zu geben. Ich konnte mich darauf überhaupt nicht gut konzentrieren. Die sommerlichen Temperaturen hatten die Raumtemperatur hochgetrieben, geradezu erhitzt. Sie hatte ein schlichtes baumwollenes Kleid an, das eher eng geschnitten war und, für mich unerwartet, hochrutschte. Nun spürte ich plötzlich, wie einen glühenden Pfahl, die Innenseite ihres nahezu nackten Oberschenkels quer an meinem Rücken von Schulterblatt zu Schulterblatt. Es fing an, quer über meinen Rücken zu brennen. Es trat mir nicht nur innerlich der Schweiß auf die Stirn. Ja, ich war völlig außer mir, um so mehr, da es mir all meine mir zur Verfügung stehende Disziplin verbot, es zu zeigen.
Als sie jedoch, ohne auch nur den Ansatz eines vertraulichen Lächelns zu zeigen, mit dem Finger in meine Wange hineinfuhr und das Ausräumen ohne die geringste Unsicherheit vollzog, geschweige denn ins Stocken geriet, gab ich mich geschwächt dieser Sternstunde des intimen Kontaktes mit dem bestimmt erotischsten Areal am Körper einer Frau hin, dem inneren Oberschenkel nahe der Leiste und sogar, phantasierte ich, der benachbarten Vulva, und ich begann diesen Kontakt äußerst gequält zu genießen.
Gequält, da ich wusste, mehr, beziehungsweise intimeres würde ich von dieser Frau beziehungsweise ihrem Körper nicht zu spüren bekommen und meine Erregung, die ich überhaupt nicht zur Schau trug, kam in ihrer Unterdrückung und Zurückhaltung einem Orgasmus gleich.
Mir erschien meine Erregung wie durch die dunkle Seite des Mondes hervorgerufen. Die straffe, doch paradox weiche, muskulöse, glühende Struktur ihres Oberschenkelbereiches und ihre distale Erektion, die meinen Mund forschend sachlich und unnachgiebig penetrierte, als seien unsere Rollen wie beim Sex, aber vertauscht, nahmen mich in die Zange. Ich hatte in dieser paradox frem-vertrauten Situation die typisch weibliche Rolle des Empfangenden, Passiven inne und fühlte mich gezwungen, wollte ich die Wollust nicht unterbinden, dieser Rolle zu folgen und mich dieser Frau hinzugeben. Wäre ich nur zehn Jahre jünger gewesen, hätte ich diese Situation nicht ausgehalten, zumindest nicht, ich bitte, mir diesen Wahrheitsfetischismus zu verzeihen, ohne Ejakulat in meiner Unterwäsche.
Ich habe keine Ahnung (wie auch), was in ihrem Kopf vorging. Wir haben uns bisher noch nicht wieder gesehen. Aber ich bin wenigstens, insgeheim natürlich hoffend, überzeugt, dass sie sich an mich erinnern würde, ob mit oder ohne sexuelle Assoziationen.
Diese Frau und mit ihr dieses einmalige Erlebnis zogen wie ein Komet, eine strenge, genaue Bahn verfolgend, unbeeinflusst von jedweder irdischen Strömung, immun an mir vorbei; besser noch, durch mich hindurch und ich wusste, es würde, wenn überhaupt, sehr sehr lange dauern, bis ich sie wieder zu sehen geschweige denn zu spüren bekommen würde.
Diese sakrosankte Johanna der Schlachthöfe hat von ihren Höfen gelernt. Sie hat alle Illusionen eingetauscht gegen die harte Währung der Sachlichkeit; wahrscheinlich auch in dem Bewusstsein über die Macht ihrer Erotik als Frau.
Weder in Italien, Frankreich oder Schweden ist etwas merkwürdig daran, sich als Kommunist zu erkennen zu geben, hier ist es, als hieße es, verzeihn Sie, ich leide an Lepra
Peter Weiss, Notizbücher 1971-1980, Bd. 2, S.663. (via eyhier)
Die Krankheit in diesem Zitat mit der Gegenwart synchronisiert würde in etwa lauten : Habe Krebs und bin HIVpositiv - nur Vogelfreie dürfen in Scheuchland noch darauf bestehen, dass sie Kommunisten sind; Beweis für den Tod der Romantik. Niemand will das hören,denn: es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Also : Streut Kaviar, damit der Pöbel ausrutscht !
Rousseau
Rouge
“Memoire de Poisson Rouge”
Fellini
FSK 93,0
Treten Sie näher...und erleben Sie die einzigartige Solidarität von Abweichlern der Unterschicht, die vor ihrem Etablissement das Schauspiel : Der Blinde hilft dem Lahmen beim Verrichten der durch endlose, die Zeche in den Himmel steigen lassende Bierströme angeregten, erlösenden Notdurft, aufführen.
Gleicht der Stehende, sich und den Knieenden Stützende nicht dem heldenhaften Sankt Martin, der, eben von seinem Monteurroller herabgestiegen, seinen Mantel, wenn er denn einen hätte, entzwei zu reißen, um damit zumindest eine Überschwemmung zu verhindern, hoffend, selbst trockenen Fußes in die Gaststätte zu gelangen, um sich anschliessend, sozusagen solidarisch, ja solidaritär(!)in den gleichen Zustand der zeitweiligen Hilfebedürftigkeit zu versetzen, sich nicht erhöhend und besser dünkend, wie unsereiner in voyeuristischer Bürgerlichkeit ?
Jede Störung dieses ikonenhaften Stillebens bedeutete ein humanitäres
Verbrechen gegen diese Menschlichkeit -
und letzten Endes, um ein Mal den Medienjargon zurecht zu rücken, crime against humanity, pars pro toto gegen die Menschheit!?